Sei ein Mann! Oder lieber nicht?
Der ewige Geschlechterkampf – er geht auch im Tattoostudio weiter! Wer leidet mehr unter der Nadel, Männer oder Frauen? Ein Bericht aus jahrzehntelanger Erfahrung, wer wirklich härter im Nehmen ist!
Männer sind das starke Geschlecht, das ist Fakt. Oder etwa nicht? Fragt man die Frauen, können diese sich vor allem an jammernde Muskelpakete erinnern, die bei der kleinsten Erkältung tagelang auf dem Sofa leiden, als wenn es das Ende der Welt wäre. Eine Erkältung kann einen aber auch wirklich umhauen, das kann ich als gestandener Mann zu 100% bestätigen. Aber wie sieht es mit Tattoos aus? Wer ist hier das Weichei, Männer oder Frauen? Lasset den Kampf beginnen!
Zuallererst ist der gefühlte Schmerz abhängig von der Stelle, an der wir dir die Nadeln setzen. Willst du ein bisschen Farbe am vorderen Hals oder Ellenbogen dann wirst du wohl oder übel die Zähne zusammenbeißen müssen. Egal ob Männlein oder Weiblein, der Schmerz bleibt nicht aus. Da will ich ganz offen zu euch sein, auch wenn es uns vielleicht nicht gerade dabei hilft, mehr Kunden zu finden. Doch gibt es so ganz allgemein Unterschiede, tut es beiden Gattungen gleich weh oder leidet eine/r mehr? Wer ist die größere Heulsuse?
Ich möchte euch jetzt nicht mit Studien nerven, aber die besagen halt, dass Frauen unter stärkeren Schmerzen leiden als wir massive Typen. Ganz simpel erklärt: Leg ein Eispaket auf die Handfläche einer Frau und die eines Mannes – Frau schreit, Mann bleibt cool. Jawoll, das starke Geschlecht gewinnt. Dachten wir uns doch. Oder?
Leider nein!
Nachdem wir seit über zehn Jahren zahlreiche Frauen und Männer unter der Nadel hatten, muss ich leider doch zugeben, dass Kerle diesen Kampf häufig verlieren. Sorry, Jungs. Vielleicht ist das ja auch gar kein Widerspruch zu den Studien, vielleicht haben sich Frauen einfach daran gewöhnt, nicht so viel rumzujammern, weil sie sonst schwach geschimpft werden – obwohl sie eigentlich die Hosen anhaben, weil sie zwar doller leiden, aber die Arschbacken zusammenkneifen. In dem Fall – Respekt Ladies!
So oder so, sicher kann sich da keiner sein, wir fühlen ja immer nur unsere eigenen Schmerzen und können nicht vergleichen. Und die sind von Person zu Person unterschiedlich. Der eine will Mamas Hand, der andere zieht so eine Sitzung eiskalt durch, ohne einen Laut von sich zu geben. Das ist auch stark tagesabhängig. Lass dich davon nicht abschrecken, überlebt hat es bisher dann doch jeder!
Bist du eher empfindlicher? Dann fang mit einer Stelle an, die nicht so weh tut, wie z. B. den Oberarmen, Handgelenk oder Oberschenkeln. Das sind alles gute Einstiegsstellen, die du auf jeden Fall verkraften wirst, du kannst dich ja nach und nach auf gewagtere Territorien vorwagen – vielleicht schaffst du es bis zum Kehlkopf, wenn sonst keine anderen Stellen mehr verfügbar sind 😉
Manche Typen und Mädels scheinen aber auch irgendeine Art Superpower zu haben und total schmerzfrei zu sein. Denen gefällt das kribbelnde Gefühl der Tätowiermaschine dermaßen, dass sie regelrecht süchtig nach dem schwarzen Gold sind – selbst an den Körperstellen, die besonders viele Knochen und Nervenenden haben, und die deshalb so richtig weh tun – wie z.B. Füße, Hände, Hals und Sternum. Beim ersten Tattoo steigst du also lieber etwas easier ein und bleibst den Körperteilen, die einfacher zu verkraften sind. Nicht, dass du uns mitten in der Sitzung schreiend davonläufst!
Doch selbst wenn – kein Grund, sich zu schämen. Selbst dem härtesten Typen ist schon mal ein Tränchen aus dem Auge gekullert, und auch taffe Mädels schreien nach Pausen. Alles ganz normal, schließlich jagen wir euch quasi tausendfach Nadeln in die Haut – da darf man schon mal einen Schmerzensschrei loslassen. Ob Weichei oder Heulsuse – Taschentücher und Trost gibt es bei uns gratis dazu, und wir posten euer verheultes Bild auch nicht auf Facebook, versprochen.
Oder zumindest markieren wir dich nicht. ;D
Und eines können wir nach Jahrzehnten Tattoostechen mit Sicherheit sagen: Für die meisten bleibt es nicht bei einem Tattoo, für viele von euch (und uns!) ist das erst der Anfang einer regelrechten Sucht – so richtig Folter kann es also nicht sein. Denn wäre es tatsächlich so schlimm – so glaub mir – wären wir alle nicht tätowiert.
Bis dann
AJ